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Lichtfunken, für einen Moment nur wahrnehmbar

Woran denken Sie beim Lesen dieser Überschrift? Vielleicht an funkelnde Kinderaugen, die aufleuchten wenn sie vom Christkind erzählen und dabei der Weihnachtszauber für einen Augenblick fast Wirklichkeit zu werden scheint? Oder eher an eine Sternschnuppe, wenn kleine Gesteinskörnchen aus dem All auf die Erde stürzen, dabei verglühen und kurz aufleuchten? Möglicherweise haben Sie auch den strahlenden Glanz von Feuerwerkskörpern vor ihrem geistigen Auge, wenn diese in den Himmel abgeschossen werden und dort Licht im Dunkel verbreiten. 

 

Vom Gewohnten abweichen

Wer mir schon länger hier folgt und sich durch meine Seiten gelesen hat der weiß, dass ich all das mag, das tiefer geht und der Verstand nicht erfasst. Solche Dinge erreichen mich in meiner Malerei und in Begegnungen mit Menschen. Oftmals gerade dann, wenn ich gar nicht nach ihnen auf der Suche bin.

Ich drehe die Zeit ein wenig zurück und nehme Sie mit in meine Gedankenwelt, die Auslöser dafür wurde, dass dieses kleine und fast unscheinbare Werk, sich mir in Erinnerung brachte. Dieses Bild nämlich, steht schon etwas länger in meiner Sammlung. Es ist sehr klein gehalten.

 

Leinwand mit Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung
30x30 Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung

Und was völlig untypisches für mich, ich habe einen fertig gekauften Keilrahmen dafür genutzt. Ich, wo ich doch sonst stets so viel Wert darauf lege, den Rahmen selbst zu bauen und ihn dann mit dem feinen Baumwollstoff zu beziehen. All dies gehört für mich zum Einstieg in das eigentliche Prozedere.

Dabei geht es mir insbesondere darum, mir meinen Raum bewusst zu nehmen, indem ich mir mein Feld schaffe. Ich bestimme Maß und Form, ziehe damit Grenzen und schaffe mir mein Innen und das Außen. Mit dem gekauften Keilrahmen, war all dies schon vorgegeben. Ich bin vom Gewohnten abgewichen.

Manchmal brauchen wir das, mal etwas ganz anderes auszuprobieren. Dabei können sich uns ganz neue Erkenntnisse zeigen. Etwas, das so noch nie dagewesen ist. Das wirkt oftmals total erfrischend und macht Mut und Laune, offen für Neues zu bleiben. 

Bei diesem Bild habe ich auf einer Gipsgrundierung gearbeitet. Alle weiteren Farbschichten habe ich danach in wässriger Form aufgebracht. 


"Bin ich veränderungsbereit?"



Hier war Geduld gefordert, denn ehe ich eine neue Farbe aufbringen konnte, musste die vorher aufgetragene Schicht vollkommen getrocknet sein. Sie dürfen mir glauben, ich habe hier wieder einmal viel Lehrgeld bezahlt. Denn, ich wollte nicht solange warten, bis die jeweilige Farbe trocken war. Das Ergebnis können Sie sich gewiss vorstellen: es entstanden Farbmischungen, die alles andere als schön waren. Solch ein Prozess fordert dann Durchhaltevermögen. Denn, wer an solch einem Punkt weiterkommen möchte, sollte gerade nun die Lust am Handeln nicht verlieren, sondern dranbleiben und weiterarbeiten. Hier ist Ideenreichtum gefragt und eine Offenheit, Neues zu wagen. Bin ich in solchen Situationen veränderungsbereit? Kennen wir ähnliche Verhältnisse nicht auch aus unserem Alltag? Manchmal entscheiden wir uns ganz bewusst und willentlich für Neue Wege. Was aber, wenn die Einbrüche von außen kommen und ich keine Kontrolle über das Geschehen habe? Wie gehe ich mit solchen Gegebenheiten um?

 

Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung auf Leinwand
Ausschnitt aus 30x30 Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung

Und plötzlich ist alles anders!

Es war das Erzählen davon, wie die letzten Jahre gemeistert wurden. Jahre, in denen versucht wurde, einen Schicksalsschlag zu meistern. Wir kennen solche Ereignisse, die das Leben eines Einzelnen, einer Familie oder einer ganzen Gruppe verändern.

  • Wie damit umgehen, wenn das Leben mit einem Mal nicht mehr ist, wie es war?
  • Wie damit umgehen, wenn alle denkbaren und versuchten Bewältigungsstrategien keine Rückanbindung an das altvertraute Leben ermöglichen?
  • Wie damit umgehen, wenn ich es womöglich gar nie anders kennengelernt habe und nun auf einmal bemerke, dass das, was mir bisher als "normal" erschien, sich nun als ungangbar herausstellt?
  • Wie damit umgehen, wenn der Moment zur Tatsache wird, dass das eingetretene Ereignis unwiderruflich ist? 

Und Sie merken sicherlich schon, ich schreibe hier von dem Umgang mit Krankheit und Tod.

 

Patentrezept, gibt es so etwas?

Gleich vorneweg: Es gibt kein Patentrezept, wie solche schweren und einschlagenden Lebensereignisse gemeistert werden können. Es gibt vielleicht Versuche mit ihnen umzugehen, damit trotzdem ein Leben gut gelebt werden kann. Wenn wir genau hin- und zuhören, dann bemerken wir, dass genau davon die Menschen um uns herum erzählen. Dann, wenn sie aus ihrem Alltag berichten. Denn ein jeder kennt aus seinem Leben in irgendeiner Form, Krankheit und Tod. Manche Menschen lassen uns an ihrem Erleben solcher Einschnitte teilhaben, weil sie darüber sprechen, was ihnen widerfahren ist. Wenn sie für sich formulieren, welche Ereignisse sich ihnen dabei gezeigt haben.


"Und noch einmal,

es gibt kein Patentrezept!"



Menschen die davon berichten, wie sie ihren Weg gegangen sind oder ihn gerade gehen. Die uns Einblicke gewähren, welchen Hürden sie dabei begegnen und wie sie wiederum versuchen, mit ihnen umzugehen. Oder auch das Berichten von Menschen, die aufgrund ihrer Profession, mit lebensbelastenden Situationen konfrontiert werden. Und noch einmal: Es gibt kein Patentrezept, wie mit solchen Einschnitten umzugehen ist! Denn eines ist in den ganzen Aufzählungen auffallend und lehrreich: Jeder geht den Weg anders! Jeder entwickelt für sich Strategien, die plötzlich anstehenden Herausforderungen zu meistern. Jeder versucht auf seine Art und Weise, einen Weg aus der Situation zu finden. Und oftmals erlangt er die Erkenntnis dabei, dass es keinen Weg heraus gibt. Was es jedoch gibt, und das scheint mir das Wesentlichste dabei: das bahnbrechende Erkennen darüber, einen Umgang mit Krankheit und Tod zu finden. Das ist es, was dann am Ende in solchen Situationen stärkt und Halt gibt. Einen Umgang mit der Gegebenheit finden!

 

Mit gespannter Aufmerksamkeit zuhören

Wir lauschten allesamt sehr aufmerksam dem Bestatter, der aus seinem Berufsalltag erzählte. Nahmen seine tägliche Konfrontation mit Trauer und Leid wahr und hörten die Ankerpunkte, welche er in die Zuhörerrunde warf. Nämlich, jeder Trauer Raum und Ausdruck einzuräumen. Die Trauer möchte gelebt werden. Bei diesen Ausführungen kamen mir viele Momente in Erinnerung, denen ich als Weggefährte von Menschen begegnet bin.

 

Erfahrenes  Leid

Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung auf Leinwand

Sie sind eine Gruppe von Frauen, die aufgrund ihres selbst erfahrenen Leides, nun sehr aktiv anderen Frauen in gleicher oder ähnlicher Lebenslage zur Seite sind. Sie selbst haben ein Kind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Entbindung verloren. 


"Für einen Moment nur wahrnehmbar"


Aus diesem selbst erfahrenem Leid haben sie Stärken entwickelt, die sie anderen betroffenen Frauen zuteil werden lassen.

 

Kraft  für   den  letzten  Weg

Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung auf Leinwand

Es waren ihre letzten Tage, an denen sie ihm offenbarte, wie sehr sie auf die Hilfe von Engel oder sonstiger Boten hoffe. Sie vertraue und glaube an deren Beistand. Er, er lehnte den Glauben an einen Gott ab, war überzeugter Atheist. Noch nie, hatten sie sich darüber ausgetauscht.


"Für einen Moment nur wahrnehmbar"


Und plötzlich gab es Bewegung. Es schien, als wäre ihr Bekennen, ihm zur Kraft geworden, nun wisse er sie aufgehoben. 

 

Und  plötzlich  zum  Reden  bereit

Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung auf Leinwand

Viele Jahre das gleiche Dilemma, wenig Veränderungsbereitschaft und kaum Mittel und Wege, die missliche Lage lösungsorientiert in Bewegung zu bringen. So vieles versucht anzuregen und nahezubringen. Alles vergeblich, bislang! Denn ganz plötzlich gab es den einen Augenblick.


"Für einen Moment nur wahrnehmbar"


Jenen nämlich, der auf einmal Eigeninitiative ermöglichte und plötzliche Gesprächs-Bereitschaft zeigte. Unerwartete Wendung!

 


 

Da sind sie, die Lichtfunken, für einen Moment nur wahrnehmbar!

 

Leuchtpunkte

Sie sind wie Lichtblicke in schwierigen Lagen. Sind Hoffnungsschimmer, die uns aufatmen lassen und uns Kraft schenken. Leuchtpunkte, welche uns verwundern lassen. Wie ist das in dieser scheinbar aussichtslosen Situation möglich? Wir fragen nach, hinterfragen die Umstände und suchen nach Erklärungen. Doch der aller entscheidende Moment ist nicht jener, eine Antwort darauf zu bekommen, sondern der, des Wahrnehmens solcher Momente. 


"Nimmst Du sie

wahr?"



Manchmal zeigen sie sich uns nur für einen kurzen Augenblick. Sind für Sekunden nur wahrnehmbar. Wirken stärkend und motivierend. Können uns zu neuem Antrieb verhelfen oder langandauernde Wirkung entfalten. Und ich fragte mich selbst dabei: "Nimmst du sie wahr, diese äußerst kurzen Zeiträume, die sich dir zeigen?"

 

 

Dieses im Regal gelagerte Bild wurde mir dabei plötzlich präsent. So, als ob es nun endlich bereit wäre, seinen Platz einzunehmen. 

 

Leinwand mit Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung
30x30 Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung

Lichtfunken

 


Ich wünsche Ihnen und mir,

dass wir diese Lichtfunken

in uns

und um uns herum

wahrnehmen.

Ein Staunen darüber,

dass trotz allem,

das Unerwartete

möglich werden kann.

Leinwand mit Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung
30x30 Zimtschwarz, Kaffeesatz und Gold auf Gipsgrundierung

Wärmende

und

leuchtende Weihnachten

für Sie.

Herzlichst,

Bernadette Vögele. 

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