Herzenswärme, lass sie herein!

Ich stand gerade in der Küche am Fenster, als mir die Oktobersonne die Küchenarbeitsplatte anstrahlte. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand, fing ich die Sonnenstrahlen auf meinem Handrücken für mich ein. Die Wärme streichelte meine Haut, wie gut das tat. "Eine enorme Kraft", ging es mir durch den Kopf. "Und", so führte ich meine Gedanken fort, "ich sollte es wohl doch noch einstellen, das Bild, das gestern in meinem Atelier seinen letzten Schliff bekommen hat". Ich wollte es, jetzt im Oktober, wo sich in der Natur überall die Herbstfarben zeigten, eigentlich gar nicht mehr online stellen. Es gehört in die Sommermonate, war ich der Meinung. Doch nun fand ich es auf einmal richtig passend. Es soll seinen Auftritt bekommen, heute, hier, jetzt!

Voila! Da ist es, mein Sommerbild. Es hat ein angenehmes Format von 60x60cm und ist in warmen Farbtönen gehalten. Gelb, Orange und verschiedene Rottöne, gepaart mit etwas Türkis und Weiß. Ursprünglich im Juli gearbeitet, hat es für mich nie so ganz seine Endgültigkeit erreicht. Obwohl es bereits damals nett anzusehen war, konnte ich nicht für mich sagen, dass es wirklich fertig sei. Ich kenne solche Gefühle aus meiner Malerei sehr gut. Sie sind immer das Maß, nach dem ich mich richte. Wie fühlt es sich an? Kann ich sagen, dass es gut ist, so wie es nun ist? Ist es stimmig mit mir, so dass es sich für mich richtig anfühlt? Solange ich diesen Punkt in mir nicht wahrnehme, kann ich ein Bild für mich auch nicht wirklich zum Abschluss bringen. Manchmal drängt es mich in solchen Momenten, dem eifrig nachzugehen und direkt weiter zu machen. Ein anderes Mal weiß ich in mir darum, dass es erstmal ruhen soll, ehe ich mich erneut ans Werk machen werde. Und so blieb dieses Bild zunächst in meinem Atelier an der Wand lehnen. Es wechselte immer mal wieder den Platz, wenn es mir im Weg stand. Wurde jedoch nie aus dem Raum verbannt. Es verweilte stets bei mir und in meinem Tun. 

Es war ein eigenartiger Augenblick, als ich gestern Morgen in mein Atelier trat. Ich wollte an meinem aktuellen Bild, das auf dem Maltisch lag, weiterarbeiten. Ich kam in den Raum und mein Blick wanderte nicht auf den Arbeitstisch, sondern auf mein "unvollendetes" Werk, das auf dem Boden an der Wand lehnte. In diesem Moment war ich sehr ergriffen von der Stimmung der Gelbtöne und deren Strahlkraft.

Ein Gefühl voller Wärme durchflutete mich. Draußen war es an diesem Morgen trübe. Wolken verhängten das Helle des Himmels und hier im Innen wurde ein Zustand der Wärme spürbar. Dieser Aspekt faszinierte mich - Wärme im Innen! Das Kadmiumgelb in seinen gelborangen Nuancen, hat genau diesen Eindruck in mir wach werden lassen. Es versprühte eine Sanftheit.

Das Bild auf dem Tisch konnte ich nun nicht mehr in Angriff nehmen. Meine komplette Aufmerksamkeit galt diesem beeindruckenden Moment, der mir durch das "geparkte" Bild auf dem Boden entgegenkam.

Nun war der Zeitpunkt also da, es wieder in die Hand zu nehmen und ihm meine Zeit einzuräumen. Als die Leinwand dann auf dem Tisch so vor mir lag, war es plötzlich ganz leicht für mich zu wissen, wie es weitergehen sollte. Noch etwas orange Farbe in lasierendem Auftrag sollte seinen Platz finden. Eine Schicht, die sich in einer Zartheit über andere Farben legt. Und zwar so, dass noch etwas durchscheinen darf von dem, was schon da ist. Die neue Farbschicht sollte also nur hauchdünn auf die bestehende Farbe aufgetragen werden. Sie sollte in einer Transparenz zum Tragen kommen! Schon mit dem ersten Pinselstrich trat ein Gefühl von Leichtigkeit und Offenheit in mir zutage. Mit der Lasur hatte ich die richtige Entscheidung für mich getroffen, denn sie verdeckte und überlagerte nicht, sondern erzeugte eine Klarheit. Ruhe breitete sich aus. "Wenn es doch nur immer so einfach wäre", dachte ich mir.

Und dann ging alles ganz schnell. Etwas Gold sollte noch in den mittleren Bildbereich mit eingefügt werden. Mit einer gleichmäßigen Pinselführung habe ich leichte, horizontale Linien gezogen. Mal gerade, mal leicht wellig. Sie haben ruhige Pinselspuren hinterlassen und verströmen Weite. Noch etwas Weiß zum Ausgleichen. In diesem Moment wusste ich, es ist fertig!

Das Bild wirkt in seinen Farben und seiner Leuchtkraft. Es strahlt - wärmt - leuchtet - beruhigt - weitet - trägt und umhüllt. Eigenschaften, die uns unser Herz öffnen lassen. Welch große Gabe es in sich trägt.

Wir benötigen diese Momente, die uns unser Herz öffnen und weit machen. Mal ist es das Lächeln des mir fremden Menschen, der mir auf der 

Straße begegnet. Ein anderes Mal das freundliche Wort an der Kasse im Supermarkt. Der Verkäufer, der sich engagiert um mein Anliegen bemüht und mir eine qualifizierte Beratung offeriert. Oder die Geste des Autofahrers, der dem anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt aus der Parklücke einräumt. In der Musik finden sich solche Herzensöffner, wenn Klang und Stimme uns ergreifen. Oder wenn in einem Buch, ein bestimmter Ausdruck, unser Inneres berührt. Sie alle, - kostbare Momente, - die uns unser Innen erwärmen. 

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir. Wenn ich einem Menschen mit Herzenswärme begegne, dann wird es mir selbst ganz wohl ums Herz. 

Es sind Begegnungen die eine Atmosphäre versprühen, in der wir uns willkommen und angenommen fühlen. Und dabei erfahren wir das wertvolle Gefühl: sein zu dürfen. Danke, für jeden Moment solchen Erlebens!

Diese Erfahrungen sind fundamental für ein jeden. Denn sie stärken uns in unserem Erleben und werden uns zur Resilienz. Sie kräftigen uns, auch psychischen Belastungen gegenüber, widerstandsfähiger sein zu können. Jede liebevolle Wahrnehmung wird mir so zu Schutz und Hülle. 

Mit der Wärme im Innen, breitet sich gleichzeitig auch Weite in uns und unserem Denken aus. Dem gegenüber stehen unsere engen Gedanken, die in  kleinkariertes Handhaben und Entscheiden münden können. Unsere Seele jedoch liebt die Weite. In ihr werden wir kreativer in unserem Tun. Wir können Lösungswege besser kreieren und konstruktiv angehen. Mit der Liebe im Herzen sind wir in der Lage, eigene Kräfte wachsen zu lassen, die wir so vorher nicht in uns vermutet hätten. Eine Kraft, unser schöpferisches Potential in uns, vollständig zum Tragen zu bringen. 

- Herzenswärme -

egal ob Herbst- oder Winterblues.

Räumen Sie Platz in Ihrem Innen für sie ein

und verbreiten Sie sie,

wo immer Sie können. 

Herzliche Grüße

aus meinem Atelier.