Ganz frisch vom Maltisch ist dieses Werk vor meine Kamera gehüpft. Meine Farbpalette bestand überwiegend aus violetten und roten Farbtönen. Als Bindemittel kam wieder einmal eine Bienenwachslasur zum Einsatz, die neben ihrer Klebfunktion, den Farben eine Strahlkraft verleiht.
Strahl-Kraft
War es Zufall oder sollte es wohl so sein, dass genau dieses Bindemittel mit seiner besonderen Qualität Verwendung fand? Dieser Binder verhilft den Farben, dass sie in ihrer Kraft zum Leuchten kommen. So verbreiten sie nach allen Seiten, Glanz und Wärme. Wie schön es doch wäre, wenn es auch uns so einfach gelingen könnte, Wärme und Licht zu verbreiten.
Ich habe bei diesem Bild wahrgenommen, dass sich die Farben zu Beginn schwer getan haben, sich in einer gewissen Offenheit zu zeigen. Vielmehr waren Bereiche erkennbar, die sich zurückgehalten zeigten. So, als ob ihnen Einhalt geboten würde. Es klingt zwar paradox, jedoch erst mittels bewusster Linienführungen konnten sie sich öffnen. Vereinzelte Stellen, die klar abgrenzten und schützten machten möglich, dass sich anderenorts Farbflächen nach und nach ausbreiten konnten.
Grenzenlos
Ohne trennende Linie kann die Farbe sich verströmen. Feine Übergänge machen es möglich, dass sich Farbverläufe ineinander schmiegen und sich harmonisch verbreiten.
Begrenzen
Die gezogene Linie grenzt den hellen Fliederton von dem warmen Rot ab. Die Beiden können sich nun ganz deutlich voneinander unterscheiden.
Zartheit
Dünne Linien ziehen sich wellenförmig durch die Farbfelder. Sie bewegen sich fein und trennen in einer Zartheit voneinander.
In diesem Bild sind die Grenzen sanft und gefällig gezogen. Andere Bilder wiederum zeigen ganz klare und prägnante Markierungen, die teilen, trennen oder differenzieren. Was wären wir ohne? Wie könnten wir das eine von dem anderen unterscheiden? Und, wie sonst, könnten wir etwas stoppen, was wir so nicht für uns wollen?
Grenzziehung
Grenzen zu ziehen ist auch in der Beziehungsgestaltung zu mir selbst wesentlich. Mit der Grenzziehung gebe ich mir einen Raum. Ich erlaube mir sozusagen einen Bereich für mich selbst. Für Impulse und Gedanken die kommen und für eine Wachheit, was die Dinge für mich brauchen. Wenn ich offen bin für alles und jeden der an mich herantritt, dann ist meine Zeit reichlich ausgefüllt. Mit meinen Verpflichtungen und den Dingen die an mich herangetragen werden. Mein Denken und Tun ist dann stets beschäftigt. Wo bleibt da Platz für mein Innerstes?
Wir sind Individuen und vergessen viel zu oft, dass ein jeder, seinen eigenen inneren Klang in sich trägt. Einen Klang, der wie eine Stimme zu mir spricht. Ich benötige für mich eine Übe-Fläche, um die Stimme in mir wahrnehmen zu können. Wie hört sie sich an? Ich spüre in mir nach, was sich für mich stimmig anfühlt.
Ich höre meiner Stimme zu. Welche Impulse klingen an? Welche von ihnen wollen aufgenommen werden? Wie kann ich diese Regung in mir nun versorgen? So, dass sie sich weiterbilden kann? Dieses Vorgehen wird für mich zum Spielraum. Ich lausche in mich hinein. Was ist für mich bestimmt? Was brauche ich für mich? Was davon kann ich außen vor lassen, weil es beirrt? Welches sind Einströmungen von außen, die mich verunsichern oder mich meiner Lebensenergie berauben? Vieles strömt auf mich ein.
Es braucht meine Grenzziehung, damit ich Meines vom Fremden unterscheiden und trennen kann. Ich ordne und sortiere. Was davon benötige ich? Was hindert und kann aussortiert werden? Ich entscheide mich! Es ist wie beim Keller ausmisten.
Wenn alles neu sortiert ist, kann ich mein weiteres Vorgehen planen. Nun nicht stehen bleiben, sondern meinem Entwurf weiter folgen. Wieder den nächsten Schritt gehen - meinen Schritt!
Für die Seite in dir
Einen Schritt tun, der in völliger Übereinstimmung mit mir steht, macht glücklich. Er fühlt sich an, wie die Farbflächen, die harmonisch ineinander verlaufen. Weil er ein Schritt ist, der meinem Eigenen entspricht. Mit solch einem Empfinden komme ich in Berührung mit einer Seite in mir, die mich ganz nah bei mir selbst sein lässt. Auf dieser Seite bin ich tiefst verbunden, mit mir selbst. Hier wird Liebe spürbar. Liebe für mich selbst -die sich dann - wie von selbst - nach außen verströmt.
Sich seinen Raum erwählen,
damit Liebe spürbar wird,
für mich - und andere.
Trauen Sie sich!
Ganz herzliche Grüße aus meinem Atelier
"Ich möchte mich doch verströmen und ausstrahlen",
höre ich die Farbe sagen
als du ihr zu bedenken gibst,
dass sie nicht zu allen Seiten hin offen sein könne.
"Ziehe Linien,
mal fein und zart, mal wellenförmig oder markant
so setzt du Grenzen
und du wirst differenzierbar und erkennbar",
gibst du deine Kompositionsstruktur preis.
Trennen,
wo Eigenes Wachsen behindert wird,
heißt, sich Raum erwählen.
Trau dich,
für die LIEBES-Seite in dir!